Die PISA-Studie hat ihren Teil dazu beigetragen: Die Entscheidung für die richtige Schule ist nicht leichter geworden. War schon die Wahl des passenden Kindergartens für viele Eltern eine Qual, sollen nun die nächsten vier Jahre über die zukünftige (Aus-)Bildung des Sprosses entscheiden.
Schon Monate vor dem Schulbeginn stehen Eltern vor der schwierigen Entscheidung, ob sie ihr Kind einschulen oder ihm lieber doch ein weiteres Jahr im Kindergarten gönnen sollten. Das betrifft vor allem so genannte Kann-Kinder, d.h. Kinder, die zwischen dem 1.7. und dem 31.12. des beginnenden Schuljahres sechs Jahre alt werden. Kann-Kinder dürfen, aber müssen nicht im beginnenden Schuljahr eingeschult werden.
Aber wann ist ein Kind reif für die Schule? Und: fühlt mein Kind sich im Kindergarten möglicherweise bald schon unterfordert, wenn ich es noch ein Jahr länger zuhause lasse? Die Entscheidung für oder gegen die Einschulung sollte innerhalb der Anmeldefrist am Anfang des Jahres getroffen werden – d.h. ein halbes Jahr vor dem eigentlichen Schulbeginn. Für einige Eltern ein sehr früher Zeitpunkt. Aber auch die Kindergärten müssen rechtzeitig ihre freien Plätze verplanen und wollen wissen, welche Kinder im Sommer in die Grundschule wechseln.
Die meisten Kinder tun sich mit dem Schulbeginn leichter, wenn sie mit ihren Freunden aus der Kindergartengruppe den Schulalltag beginnen. Auch das ist also ein wichtiges Entscheidungskriterium.
Die Wahl der Wunschschule
Ist die Entscheidung für den Einschulungstermin getroffen, muss als nächstes eine Schule ausgewählt werden. Die Wahl der richtigen Schule weckt bei den meisten Eltern häufig Erinnerungen an die eigene Kindheit. Kaum eine Zeit ist so gefüllt mit prägenden Erinnerungen an Ereignisse, an Lehrer, an Lerninhalte. Zwar hat sich inzwischen einiges geändert, der Grundschulunterricht ist heute meistens viel freier, abwechslungsreicher und spielerischer, dennoch legt man sich mit der Wahl der Schule auf Jahre fest. Während die meisten Kinder sich auf den neuen Lebensabschnitt freuen, haben die Eltern oft gemischte Gefühle. Schließlich beginnt ab jetzt der viel zitierte Ernst des Lebens.
Viele Wahlmöglichkeiten bleiben den Eltern sowieso nicht: An welche Grundschule ein Kind kommt, hängt in Bremen in der Regel vom Wohnort ab. Wer sich für die so genannte Regelschule entscheidet, ist auf die nächstgelegene Schule im Stadtteil angewiesen. Erst bei den weiterführenden Schulen hat man die freie Schulwahl. Allerdings können Grundschulen auf Antrag bei der zuständigen Schulbehörde auch gezielt angewählt werden. Dass einem die Schule nicht gefällt, reicht jedoch als Begründung nicht aus; es müssen schon überzeugende Gründe vorliegen. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Familie umgezogen ist und das Kind weiterhin Kontakt zu seinen alten Freunden haben soll oder dass die Betreuungsperson (Tagesmutter, Großeltern etc.) an einem anderen Ort wohnt.
Eine weitere Möglichkeit ist die Anmeldung an einer freien Schule. Diese Schulen werden von privaten Trägern geführt und sind für Eltern kostenpflichtig. Das Konzept und der Unterrichtsplan der freien Schulen unterscheiden sich von dem der staatlichen Schulen erheblich.
So richtet sich das pädagogische Konzept der Waldorfschule nach den Lehren von Rudolf-Steiner. Unabhängig von sozialer Herkunft, Begabung und späterem Beruf sollen Kinder eine gemeinsame Bildung erhalten. In Bremen gibt es insgesamt drei Waldorfschulen: Die Freie Waldorfschule Bremen-Nord, die Freie Waldorfschule Osterholz und die Freie Waldorfschule Touler Straße in Schwachhausen. Das besondere an dieser Schulform ist auch heute noch, dass der Mensch im Mittelpunkt steht: Fühlen, Denken und die Fähigkeit zu handeln werden gleichermaßen gefordert und gefördert. Die Kernfächer werden ergänzt durch eine Vielzahl künstlerisch-handwerklicher Fächer wie Buchbinden, Weben, Gartenbau, Schreinern, Plastizieren, Chor und Orchester. Waldorfpädagogik findet nicht nur im Schulgebäude statt: zum Lehrplan gehört auch ein mehrwöchiges Landwirtschaftspraktikum auf einem Biobauernhof, Austauschbegegnungen mit Partnerschulen in Frankreich und Russland oder eine Kunstfahrt nach Italien oder Griechenland. Die Waldorfschule ist wie eine Gesamtschule strukturiert und umfasst die Klassen 1 bis 12 und die Abiturklasse 13.
Die Freie Evangelische Bekenntnisschule Bremen ist – wie die Waldorfschule - eine staatlich anerkannte Privatschule, die alle allgemein bildenden Abschlüsse vermittelt; Träger sind verschiedene christliche Gemeinden. Christliche Wertevermittlung spielt an der FEBB eine große Rolle, besondere Bedeutung wird hierbei dem Biblischen Unterricht beigemessen, der von der ersten bis zur zehnten Klasse Pflichtfach ist.
Die Katholische Grundschule (St.-Marien-Schule) und die International School of Bremen sind ebenfalls freie Schulen. Eine reine Montessori-Schule gibt es in Bremen nicht, die Bürgermeister-Smidt-Schule allerdings ist eine Regelschule, die einen Unterrichtsversuch mit Montessoriorientierung durchführt.
Ein besonderes Modell in Bremen ist die Kinderschule Bremen, die im Rahmen einer Elterninitiative seit 1980 als stadtteilbezogene Freie Ganztagsschule betrieben wird – mit staatlicher Unterstützung.
Mal abgesehen von der Theorie: am meisten erfährt man über die Schulen, wenn sich mit Kindern unterhält, die bereits diese Schule besuchen oder sich mit den Eltern austauscht. Es lohnt sich auch, an der Wunschschule nachzufragen, ob die Kinder mal für einen Schultag hospitieren dürfen.