Kinder, die im Winter oft erkältet waren, plagen sich bisweilen noch immer mit den Folgen ihrer Infekte ab. Nicht selten nämlich hat sich aus einem banalen Schnupfen eine Mittelohrentzündung entwickelt. Zunächst nichts Ungewöhnliches, denn gerade Kleinkinder erkranken schnell an akuten Entzündungen des Mittelohrs. Die Ohrtrompete ist bei ihnen noch nicht völlig ausgewachsen, sodass Erreger nur einen kurzen Weg von der Nase ins Ohr zurücklegen müssen, und schon ist es passiert.
Es gibt kaum objektive Studien darüber, weshalb die Erkrankungsrate im Fall von Mittelohrentzündungen in den letzten 10 bis 15 Jahren so drastisch gestiegen ist. Anthroposophisch eingestellte Mediziner behaupten, die zahlreichen Impfungen, die Kinder in den ersten Lebensjahren zugemutet würden, seien schuld. Schulmediziner führen als Ursache gern den Besuch von Schwimmbädern an, in denen unzählige Keime fast zwangsläufig zu einer Entzündung des äußeren Gehörgangs führten. Und die dehne sich dann häufig aufs Mittelohr aus.
Es besteht kein Zweifel darüber, dass eine Mittelohrentzündung schnell geheilt werden muss, damit sie nicht chronisch wird und dauerhafte Schäden am Gehör verursacht. Worüber allerdings weniger Einigkeit herrscht, ist das Wie der Behandlung. Man braucht sich nur einmal in entsprechenden Internetforen zu informieren, um festzustellen, was für Odysseen manche Eltern mit ihrem mittelohranfälligen Kind bereits hinter sich haben. Da werden wahllos Antibiotika verschrieben und, ist die Schwingung des Trommelfells bei der nächsten Impedanzmessung noch immer nicht ausreichend, wird viel zu schnell zum Messer gegriffen.
Paukenröhrchen heißt das Zauberwort, von dem sich Eltern oft zu voreilig die endgültige Heilung versprechen. Sie werden bei wiederholtem Mittelohrerguss operativ ins Trommelfell eingesetzt und sollen die Paukenhöhle belüften. Im besten Fall kann das entzündete Sekret jetzt abfließen und die Röhrchen werden nach drei bis sechs Monaten von alleine abgestoßen.
Manchmal jedoch löst sich ein Röhrchen bereits verfrüht und eine erneute OP wird durchgeführt. Andere Kinder reagieren mit Entzündungen auf die Fremdkörper, oder es hat sich trotz des Röhrchens längst wieder ein Paukenerguss gebildet.
Die wenigsten HNO-Ärzte klären Eltern darüber auf, dass es zur Behebung von Ergüssen in der Pauke vor allem darauf ankommt, diese zu belüften. Wenn das Kind starke Kaubewegungen macht, etwa beim Verzehr von Möhren oder anderen „knackigen“ Snacks – warum nicht auch Kaugummi? –, ist jedes Zubeißen ein Schritt zur möglichen Heilung. Auf natürliche, da rein mechanische Weise wirkt auch das speziell für Paukenergüsse entwickelte „Otovent-System“, mit dem Kinder ganz nebenbei noch lernen, sich zu schnäuzen. Das Prinzip ist einfach und spornt jeden kleinen Patienten zum Mitmachen an: Durch festes Ausatmen durch die Nase gilt es, einen Miniluftballon aufzublasen. Für die Kleinen meistens ein spannender Wettbewerb, für ihre gefüllte Paukenhöhle jedoch ein unbezahlbarer Weg zu deren Belüftung.
Egal, ob Ihr Kind noch Röhrchen hat (und deswegen mindestens drei Monate nicht ins Wasser darf), oder ob es ein begeisterter Schwimmbadbesucher ist: Sein Gehörgang sollte in jedem Fall vor Keimen aus öffentlichen Bädern geschützt werden. Auch wenn es „nur“ darum geht, der schnell auftretenden Schwimmbad-Otitis, einer Entzündung des äußeren Gehörgangs, vorzubeugen. Hörgeräteakustiker bieten bereits ab zirka 30 Euro so genannte Spritzwasser-Otoplastiken an, die aus weichem Kunststoff angefertigt werden und den empfindlichen Gehörgang garantiert abdichten. Natürlich sollten diese Einsätze wie alles, was mit Kinderohren zu tun hat, von einem speziell dafür ausgebildeten Pädakustiker gefertigt werden.
Den sollten Sie übrigens auch dann aufsuchen, wenn Ihr Kind sich über mehrere Wochen mit Mittelohrentzündungen herumgeplagt hat. Während längerer Erkrankungszeiten kommt es nicht selten zu einer Einbuße des Hörvermögens. Da diese meist geringfügig ist, fällt sie Eltern nach einer gewissen Gewöhnungsphase kaum noch auf. Für das Kind wirken sich jedoch selbst leichte Hörschäden fast immer negativ auf seine Sprache und seine Kommunikation aus. Ein Hörtest, ganz unkompliziert bei einem erfahrenen Kinderakustiker durchgeführt, gibt schnell Aufschluss darüber, ob das leidige Thema Mittelohrentzündung tatsächlich nachhaltig abgehakt ist.