Eine ausgewogene Ernährung, möglichst viel Bewegung und eine gute Portion gesundes Selbstvertrauen – das sind die drei Säulen, die eine gute Entwicklung von Kindern stützen. Eltern wissen, dass es manchmal ganz schön schwer ist, diese Säulen aufzurichten. Deshalb sollten sie auch möglichst früh mit dieser architektonischen Meisterleistung beginnen. Denn gute oder schlechte Gewohnheiten, die ein Mensch in frühester Kindheit annimmt, bleiben meist für viele Jahre, oft sogar für das ganze Leben bestimmend.
Gesundes Vorbild
Man muss, um sich und seine Kinder gesund zu ernähren, gar nicht mal ein ernährungswissenschaftliches Studium abgeschlossen haben. Wie gesunde Ernährung funktioniert, ist in wenige Stichworte zu fassen: viel Obst und Gemüse essen, viel trinken, eher wenig tierische Lebensmittel – wie Fleisch, Wurst und Käse – zu sich nehmen, wenig fettreiche Kost und Süßigkeiten. Entgegen der weit verbreiteten Meinung sind Kinder für gesunde Lebensmittel durchaus zu begeistern. Denn Kinder wollen Neues entdecken; dass ihre Lust auf gesunde Sachen geweckt wird, können Eltern bewusst fördern – auch und vor allem, indem sie mit gutem Beispiel vorangehen.
Dabei braucht man bei der Wahl der Speisen nicht übermäßig kritisch zu sein. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA, siehe unter www.kindergesundheit-info.de) rät selbst von Fertigprodukten nicht rundweg ab. Tiefkühlpizza zum Beispiel sei nicht unbedingt schlecht, wenn sie nicht zu häufig auf den Tisch kommt und man sie zusätzlich mit frischem Gemüse belegt. Die Finger lassen sollte man allerdings von speziellen Kinderlebensmitteln, sie sind überflüssig und teuer. Und der Nährwert ist meist verschwindend gering, auch wenn die Werbung anderes verheißt. Oft enthalten diese Produkte auch zu viel Fett und Zucker.
Wichtig für eine gesunde Ernährung ist aber nicht nur die Frage, was gegessen, sondern auch wie gegessen wird. Kinder sollten ihre Mahlzeiten regelmäßig einnehmen, und zwar besser fünf oder sechs kleinere als zwei große. Ideal ist es, wenn die ganze Familie wenigstens ein Mal am Tag gemeinsam am Tisch sitzt und in Ruhe isst. Das darf gern als Ritual zelebriert werden (mit Kerze und feierlichem Appetitwünschen), damit Kinder lernen, dass das Essen eine wichtige Angelegenheit ist, die nicht in Hektik und womöglich im Stehen erledigt wird.
Bewegungsmuffel aktivieren
Statistiken sagen, dass Schulkinder durchschnittlich fast zweieinhalb Stunden vor dem Fernseher und mehr als eine Stunde vor dem Computer verbringen. Je älter die Kinder und Jugendlichen werden, desto weniger Drang haben sie sich zu bewegen. Gesundheitsexperten geben zu bedenken, dass heute jedes vierte Kind zwischen drei und zehn Jahren nicht regelmäßig sportlich aktiv ist. Jedes achte Kind macht sogar überhaupt keinen Sport. Kein Wunder, dass die motorischen Fähigkeiten vieler Kinder und Jugendlicher zu wünschen übrig lassen. Vier von fünf Kindern zwischen vier und siebzehn Jahren schaffen es nicht, eine Minute lang auf einem Bein zu stehen.
Doch gerade im Kinder- und Jugendalter ist ausreichende Bewegung wichtig für eine gesunde Entwicklung. Denn dadurch kann Krankheiten, wie Übergewicht, Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Rückenschmerzen, vorgebeugt werden. Doch Bewegung hat auch einen Einfluss auf die geistige und soziale Entwicklung der Kinder. Regelmäßige Bewegung und körperliche Aktivität stärken die Psyche, helfen Stress abzubauen und steigern das Selbstwertgefühl. Gemeinsam sportlich aktiv zu sein, zum Beispiel in einem Verein, fördert außerdem soziale Fähigkeiten, Toleranz und Kommunikation.
Deshalb raten Experten, bei Kindern schon frühzeitig die Liebe zur Bewegung zu fördern. Wer sich schon als Kind ganz selbstverständlich bewegt, wird meist auch als Erwachsener körperliche Aktivität als natürlich annehmen. So sollten Eltern ihre Kinder zum Beispiel nicht überall mit dem Auto hinbringen.
Sich selbst vertrauen
Neben der richtigen Ernährung und ausreichender Bewegung sind nicht zuletzt Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein wichtig für die Entwicklung der Kinder. Selbstvertrauen – das heißt, sich selbst vertrauen zu können. Um da hin zu kommen, muss ein Kind viel Liebe, Zärtlichkeit und Geborgenheit von den Eltern erfahren. Kinder brauchen das Gefühl, sich voll auf ihre Eltern verlassen zu können, die Gewissheit, dass die Eltern immer da sind, wenn es sie nötig hat. Dieses Vertrauen in die Umgebung ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass das Kind ein Vertrauen zu sich selbst entwickeln und so zu einer starken und selbstbewussten Persönlichkeit reifen kann.
Da zu sein darf aber selbstverständlich nicht bedeuten, ein Kind zu sehr zu behüten und ihm keine Freiräume für eigene Erfahrungen zu lassen. Eltern können die Selbstständigkeit eines Kindes fördern, indem sie ein bisschen Zeit und Geduld investieren und es Dinge wie Anziehen, Tischdecken oder Einkaufen schrittweise selbst machen lassen. Das Kind übernimmt Verantwortung und ist stolz über das Erreichte. Wenn etwas geglückt ist, darf es an Lob nicht fehlen. Geht etwas schief, sollten Erwachsene auf keinen Fall spöttisch reagieren oder gar lachen. Ob gelungene Aktion oder Missgeschick, beides kann man positiv nutzen, um daraus zu lernen.
Es ist eine aufbauende Erfahrung für das Kind, wenn seine Meinung in der Familie berücksichtigt wird. Darf es bei bestimmten Fragen mitentscheiden, fühlt ein Kind sich akzeptiert und ernst genommen. Daher sollten seine Ansichten auch nicht leichtfertig abgetan werden („Nein, das geht nicht!“), auch wenn die Eltern anderer Meinung sind. Besser ist es, eine Diskussion zum Beispiel mit den Worten zu beginnen: „Findest du nicht auch, dass …?“.
Bei allem, was Eltern ihren Kindern nahe bringen wollen, müssen sie bedenken, dass sie selbst das wichtigste Vorbild für das Kind sind. Das gilt für viele Situationen im Alltag. Ein Kind muss frühzeitig lernen, sich zu behaupten. Und überängstliche Eltern, die sich nicht trauen, selbstbewusst aufzutreten und Ungerechtigkeiten ohne Widerspruch hinnehmen, bringen dieses Verhalten automatisch ihren Kindern bei. Denn Kinder lernen durch Abgucken und Nachahmen – im Positiven wie im Negativen.