Da freut man sich darauf, endlich mal wieder die dicken Strumpfhosen in den Schrank zu
verbannen, um die erste Frühlingssonne zu genießen, und schon geht’s wieder los: Schniefnasen und Hustenanfälle sind besonders in den Übergangszeiten an der Tagesordnung, meistens wird gleich die ganze Familie in Mitleidenschaft gezogen. Zwar gibt es kein Allheilmittel gegen Erkältungskrankheiten, allerdings können naturheilkundliche Arzneimittel und Methoden eine hilfreiche Ergänzung zur Schulmedizin sein. Und das gilt nicht nur für den lästigen Schnupfen. Im Folgenden stellen wir verschiedene Heilmethoden vor.
Homöopathie zielt auf die Selbstheilungskräfte des Körpers, die aktiviert und gestärkt werden sollen. „Ähnliches mit Ähnlichem heilen“ (Similia similibus curentur) heißt der Grundsatz der Homöopathie: Kranke werden mit Mitteln behandelt, die bei Gesunden ähnliche Krankheitserscheinungen hervorrufen würden. So bekommt jemand, der unter starkem Husten leidet, ein stark verdünntes (potenziertes) Mittel, das die Symptome dieses Hustens verursacht hat. Vor jeder Diagnose führt der behandelnde Arzt oder Heilpraktiker ein ausführliches Erstgespräch mit den Eltern und dem Kind, in dem die Vorgeschichte und der Verlauf der Krankheit, aber auch die Lebensumstände des Patienten erfasst werden. Entscheidend ist, dass nicht nur eine bestimmte Krankheit, sondern der gesamte Mensch mit all seinen Symptomen behandelt wird. Homöopathische Mittel haben keinerlei Nebenwirkungen und werden in der Regel gern von Kindern genommen. Über die Wirksamkeit der Homöopathie wird allerdings heftig gestritten. Noch hat keine Studie zweifelsfrei belegt, dass homöopathische Behandlungen besser wirken als Placebos (Scheinmedikamente). In beiden Fällen gibt es aber teilweise verblüffende Heilerfolge. Ob diese Wirksamkeit nun über den Placeboeffekt hinaus geht oder darauf beruht, ist für viele Eltern nicht entscheidend – wichtig ist, dass das Kind gut betreut und schnell wieder gesund wird, und das wird in jedem Fall durch eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Arzt und Patient begünstigt.
Auch die Osteopathie wird als eine Ergänzung zur Schulmedizin genutzt und das gilt sogar für ganz kleine Kinder bzw. Babys. Osteopathen konzentrieren sich darauf, Funktionsstörungen des Körpers zu erkennen und zu beseitigen. Dabei werden das komplette Muskel- und Skelettsystem sowie die Nerven und Organe in die Behandlung mit einbezogen. Mit leichtem Händedruck ertastet der Osteopath Spannungen und Blockaden, um diese dann mit sanftem Druck zu lösen. Die osteopathische Behandlung soll beruhigend und ausgleichend auf das Nervensystem wirken und hilfreich bei Bewegungseinschränkungen sein, z.B. bei verhaltensauffälligen Kindern mit angespannter und unruhiger Körperhaltung (beispielsweise bei ADHD). Typische Anwendungsbeispiele für eine osteopathische Behandlung von Säuglingen und Kindern sind außerdem Verdauungsprobleme und Koliken, HNO-Beschwerden und Allergien, aber auch Rücken- und Wachstumsschmerzen.
Die Craniosacral-Therapie ist ein Teilbereich der Osteopathie; die Bezeichnung leitet sich aus den Begriffen Cranium (lateinisch für Schädel) und Sacrum (lateinisch für Kreuzbein) ab. Der Therapeut behandelt mit den Händen vor allem den Kopf-, Schulter- und Nackenbereich sowie Rücken und Becken. Durch die Behandlung soll eine muskuläre Entspannung des gesamten Körpers erzielt werden – so die Anhänger der Osteopathie. Wissenschaftliche Nachweise der Wirksamkeit der Osteopathie und der Cranio-Sacral-Technik fehlen bisher allerdings. Dennoch schwören viele Eltern und Hebammen auf den Erfolg der Behandlungen. In jedem Fall sollte die Behandlung nur von einem gut ausgebildeten Therapeuten durchgeführt werden; Infos und Adressen gibt es über den Verband der Osteopathen Deutschlands (VOD) unter www.osteopathie.de.
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist eine Heilmethode, deren Ziel es ist, den Energiefluss ins Gleichgewicht zu bringen oder anders ausgedrückt: der Mensch ist gesund, wenn sein Qi harmonisch fließt. Bevor mit der Behandlung begonnen wird, wird zunächst eine ausführliche Anamnese durchgeführt; dazu gehört das Gespräch ebenso wie Puls- und Zungendiagnose. TCM besteht aus mehreren Behandlungsverfahren, allen voran die Akupunktur. Da Kinder sich nicht besonders gern stechen lassen, kommen Akupunkturnadeln meist nur bei älteren Kindern (ab ca. fünf bis sechs Jahren) zum Einsatz. Jüngere Kinder und sogar Säuglinge können mit der so genannten Laserakupunktur völlig schmerzlos behandelt werden. Das eingesetzte Laserlicht wird in der Regel sehr gut vertragen. Akupunktur wird sowohl als Alternative zu Medikamenten als auch unterstützend zur schulmedizinischen Behandlung eingesetzt. So kann z.B. bei Asthma der Bedarf an Medikamenten oft auf ein Minimum reduziert werden; vor allem kann die bei Kindern sehr häufige Infektanfälligkeit durch Akupunktur vermindert werden. Dafür werden sowohl abwehrsteigernde Punkte als auch die Punkte der betroffenen Organe (Nase, Nasennebenhöhlen, Bronchien etc.) behandelt.
Und Yoga? Yoga ist zunächst einmal Teil der traditionellen indischen Heilkunde, aber auch eine Art zu leben oder ein Zustand des Seins. Ziel von Yogaübungen ist es, Körper, Geist und Seele in ein harmonisches Gleichgewicht zu bringen, eine Art Entspannungstechnik für alle Lebenslagen. Die dynamischen Körperübungen des Yoga können auch Kindern auf vielfältige Weise helfen: Sie verbessern das Körperbewusstsein, können Haltungsschäden korrigieren und die Konzentrationsfähigkeit stärken. Und: Yoga macht Spaß, schließlich können die Kinder ihren Bewegungsdrang auf spielerische Art ausleben. Infos über Yoga-Kurse und Weiterbildungen erteilt Nepal Lodh.
Wer wissen möchte, ob und in welcher Höhe sich die Krankenkassen an den Kosten der alternativen Behandlungsmethoden beteiligen, sollte dies vor der Behandlung mit seiner jeweiligen Krankenkasse klären.
Für alle hier genannten Heilmethoden gilt: Egal, worauf die Wirkung beruht – mitentscheidend für den Erfolg ist der Glaube und das Vertrauen in eine ganzheitliche Betreuung und Heilung. Denn, wie sagt man so schön, „der Glaube versetzt Berge!“. Dabei sollte man allerdings nie aus den Augen verlieren, dass bei einem großen Teil der Krankheitsfälle ärztliche Abklärung unbedingt erforderlich ist.